Die Gemeinde Lebane liegt im Südosten Serbiens, nahe der Stadt Niš. Der Weg dorthin führt über Belgrad mit der Autobahn, dem früher berühmt-berüchtigten Autoput, Richtung Griechenland gen Süden über Niš und Leskovac. Wenn man von dort den Straßendörfern nach Westen folgt, zeichnet sich am Horizont das Radan-Gebirge ab, ein unerschlossenes Kleinod. In den Hügeln an seinem Fusse liegt es, das Städtchen Lebane, und hier gedeiht auch die “Rose vom Radan”, unser Partnerbetrieb Radanska Ruža. Vom Stadtzentrum führt eine kleine Brücke über das Flüsschen Jablanica, nach dem der Landkreis benannt ist, hin zu einem vor wenigen Jahren noch brachliegenden Gelände einer ehemaligen Großdruckerei. Seit kurzem öffnet dort Betrieb um Betrieb. Langsam entstehen Arbeitsplätze, an welchen in Lebane ein eklatanter Mangel herrscht – 60 Prozent der Bevölkerung findet dort keine Arbeit.
Arbeitsplätze für Frauen bei Radanska Ruža
Als eine der ersten hat sich im Herbst 2015 Radanska Ruža dort angesiedelt, nach ihrer Gründung durch die NGO Ruža und die Gemeinde Lebane. Die treibende Kraft hinter dem Unternehmen ist Slobodanka Pavlović, die schon viele Jahre davor Versuch um Versuch unternommen hatte, mit ihrem Verein Arbeitsplätze für die vielen mittellosen Frauen in ihrer Gemeinde zu schaffen. Am Herzen lagen ihr vor allem jene Frauen, denen mangels Qualifikation oder Berufserfahrung, wegen eines körperlichen Gebrechens oder einfach weil sie älter oder alleinerziehend waren, niemand Arbeit geben wollte. Mit der Idee, dass diese einfach das machen sollten, was sie seit Generationen pflegen und am besten können, nämlich nach den traditionellen Rezepten der Familien zu kochen, gelang ihr der Durchbruch: Waren im Jahr 2015 noch fünf Frauen am Werk, sind es nunmehr in den besten Monaten schon 32, an manchen Tagen auch mehr, die auf traditionelle Weise, vollkommen händisch, rund 100 Tonnen Gemüse von bis zu 50 Kleinbauern verarbeiten.
Ihre Kunden sind in ganz Serbien und reichen von den besten Bäckereien Belgrads zu den größten Supermarktketten des Landes, und darüber hinaus. Trotz des Erfolgs sind die Schwierigkeiten, mit denen Slobodanka und ihre rechte Hand, Predrag Stošić, zu kämpfen haben, enorm: Obwohl sich weit über die Landesgrenzen herumgesprochen hat, dass Ružas Produkte unübertroffen sind, und die Nachfrage größer ist als ihre Kapazitäten, gibt es kaum Kapital zur Finanzierung notwendiger Betriebsmittel. Auch staatliche Subventionen sind Fehlanzeige, trotz der Tatsache, dass Radanska Ruža der weit und breit größte Arbeitgeber für Menschen mit Behinderungen ist.
So kommt es auch, dass die Gehälter nur dem serbischen Mindestlohn entsprechen – was der Motivation der “rührenden Frauen von Lebane”* keinen Abbruch tut: Jeden Morgen sitzt die Schicht um einen großen Tisch beisammen, bei süßem, schwarzem Kaffee, und tauscht sich unter Slobodankas Obhut über persönliche Sorgen und kleinen Freuden zu Hause aus, ehe es an die keineswegs leichte Arbeit geht. Wie ernst sie diese nehmen, sieht und schmeckt man. Für viele der Frauen ist die Arbeit bei Radanska Ruža überhaupt die erste Beschäftigung außerhalb des eigenen Haushalts, und so manche brauchte erst ein Bankkonto, um das erste Gehalt beziehen zu können.
Stärkung regionaler Bio-Landwirtschaft
Besonders schmerzt Slobodanka zu Jahresende die Entscheidung, welche ihrer Frauen den Winter über im Betrieb bleiben können, und für welche es nicht genug Arbeit gibt. Wenn im Mai die ersten Beeren von den Wäldern und Feldern geliefert werden, kommen sie dennoch wieder mit Eifer zurück. Viele sind zudem von jenen kleinen Höfen im Umland von Lebane, die auch das Obst und Gemüse für den Betrieb liefern. Um diesen zusätzliches Einkommen zu sichern und den kleinen Betrieb der Ruža in der Stadt zu entlasten, findet seit dem vergangenen Jahr auch der erste Verarbeitungsschritt, das händische Rösten der Paprika, auf den Höfen statt. Wer nach Lebane kommt, um Radanska Ruža und ihre Bauern zu besuchen, wird bemerken, dass hier ein kleines Ökosystem entstanden ist, in dem familiärer Umgang und strenge Professionalität kein Widerspruch sind.
Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich Radanska Ruža, auf Initiative und mit Finanzierung von BioBalkan, im Jahr 2016 dazu entschlossen, gemeinsam mit vier besonders ambitionierten Bauern eine kleine Bio-Schiene zu starten. Die Hoffnung für alle Beteiligten: Mit dem geschaffenen Mehrwert – und der Abnahme ihrer Produkte durch einen vertrauten Partner aus Österreich – ihren Familien ein besseres, gesünderes Leben zu ermöglichen. Radanska Ruža und BioBalkan ziehen nun seit drei Jahren an einem Strang, um ein großes gemeinsames Ziel zu erreichen: den Betrieb Radanska Ruža komplett auf Bio-Produktion umzustellen und den Arbeiterinnen ganzjährig Beschäftigung zu sichern.
Die Rose vom Radan
Die Gemeinde Lebane liegt im Südosten Serbiens, nahe der Stadt Niš. Der Weg dorthin führt über Belgrad mit der Autobahn, dem früher berühmt-berüchtigten Autoput, Richtung Griechenland gen Süden über Niš und Leskovac. Wenn man von dort den Straßendörfern nach Westen folgt, zeichnet sich am Horizont das Radan-Gebirge ab, ein unerschlossenes Kleinod. In den Hügeln an seinem Fusse liegt es, das Städtchen Lebane, und hier gedeiht auch die “Rose vom Radan”, unser Partnerbetrieb Radanska Ruža. Vom Stadtzentrum führt eine kleine Brücke über das Flüsschen Jablanica, nach dem der Landkreis benannt ist, hin zu einem vor wenigen Jahren noch brachliegenden Gelände einer ehemaligen Großdruckerei. Seit kurzem öffnet dort Betrieb um Betrieb. Langsam entstehen Arbeitsplätze, an welchen in Lebane ein eklatanter Mangel herrscht – 60 Prozent der Bevölkerung findet dort keine Arbeit.
Arbeitsplätze für Frauen bei Radanska Ruža
Als eine der ersten hat sich im Herbst 2015 Radanska Ruža dort angesiedelt, nach ihrer Gründung durch die NGO Ruža und die Gemeinde Lebane. Die treibende Kraft hinter dem Unternehmen ist Slobodanka Pavlović, die schon viele Jahre davor Versuch um Versuch unternommen hatte, mit ihrem Verein Arbeitsplätze für die vielen mittellosen Frauen in ihrer Gemeinde zu schaffen. Am Herzen lagen ihr vor allem jene Frauen, denen mangels Qualifikation oder Berufserfahrung, wegen eines körperlichen Gebrechens oder einfach weil sie älter oder alleinerziehend waren, niemand Arbeit geben wollte. Mit der Idee, dass diese einfach das machen sollten, was sie seit Generationen pflegen und am besten können, nämlich nach den traditionellen Rezepten der Familien zu kochen, gelang ihr der Durchbruch: Waren im Jahr 2015 noch fünf Frauen am Werk, sind es nunmehr in den besten Monaten schon 32, an manchen Tagen auch mehr, die auf traditionelle Weise, vollkommen händisch, rund 100 Tonnen Gemüse von bis zu 50 Kleinbauern verarbeiten.
Ihre Kunden sind in ganz Serbien und reichen von den besten Bäckereien Belgrads zu den größten Supermarktketten des Landes, und darüber hinaus. Trotz des Erfolgs sind die Schwierigkeiten, mit denen Slobodanka und ihre rechte Hand, Predrag Stošić, zu kämpfen haben, enorm: Obwohl sich weit über die Landesgrenzen herumgesprochen hat, dass Ružas Produkte unübertroffen sind, und die Nachfrage größer ist als ihre Kapazitäten, gibt es kaum Kapital zur Finanzierung notwendiger Betriebsmittel. Auch staatliche Subventionen sind Fehlanzeige, trotz der Tatsache, dass Radanska Ruža der weit und breit größte Arbeitgeber für Menschen mit Behinderungen ist.
So kommt es auch, dass die Gehälter nur dem serbischen Mindestlohn entsprechen – was der Motivation der “rührenden Frauen von Lebane”* keinen Abbruch tut: Jeden Morgen sitzt die Schicht um einen großen Tisch beisammen, bei süßem, schwarzem Kaffee, und tauscht sich unter Slobodankas Obhut über persönliche Sorgen und kleinen Freuden zu Hause aus, ehe es an die keineswegs leichte Arbeit geht. Wie ernst sie diese nehmen, sieht und schmeckt man. Für viele der Frauen ist die Arbeit bei Radanska Ruža überhaupt die erste Beschäftigung außerhalb des eigenen Haushalts, und so manche brauchte erst ein Bankkonto, um das erste Gehalt beziehen zu können.
Stärkung regionaler Bio-Landwirtschaft
Besonders schmerzt Slobodanka zu Jahresende die Entscheidung, welche ihrer Frauen den Winter über im Betrieb bleiben können, und für welche es nicht genug Arbeit gibt. Wenn im Mai die ersten Beeren von den Wäldern und Feldern geliefert werden, kommen sie dennoch wieder mit Eifer zurück. Viele sind zudem von jenen kleinen Höfen im Umland von Lebane, die auch das Obst und Gemüse für den Betrieb liefern. Um diesen zusätzliches Einkommen zu sichern und den kleinen Betrieb der Ruža in der Stadt zu entlasten, findet seit dem vergangenen Jahr auch der erste Verarbeitungsschritt, das händische Rösten der Paprika, auf den Höfen statt. Wer nach Lebane kommt, um Radanska Ruža und ihre Bauern zu besuchen, wird bemerken, dass hier ein kleines Ökosystem entstanden ist, in dem familiärer Umgang und strenge Professionalität kein Widerspruch sind.
Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich Radanska Ruža, auf Initiative und mit Finanzierung von BioBalkan, im Jahr 2016 dazu entschlossen, gemeinsam mit vier besonders ambitionierten Bauern eine kleine Bio-Schiene zu starten. Die Hoffnung für alle Beteiligten: Mit dem geschaffenen Mehrwert – und der Abnahme ihrer Produkte durch einen vertrauten Partner aus Österreich – ihren Familien ein besseres, gesünderes Leben zu ermöglichen. Radanska Ruža und BioBalkan ziehen nun seit drei Jahren an einem Strang, um ein großes gemeinsames Ziel zu erreichen: den Betrieb Radanska Ruža komplett auf Bio-Produktion umzustellen und den Arbeiterinnen ganzjährig Beschäftigung zu sichern.
* Zitat Jürgen Schmücking