BioBalkan hat sich zum Ziel gesetzt, den Balkan nicht nur kulinarisch zu erschließen, sondern in der Region auch entwicklungspolitische Spuren zu hinterlassen. Damit sind auch einige der Sustainable Development Goals, die Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, angesprochen. In einer Serie dokumentieren wir, auf welche Weise wir gemeinsam mit unseren PartnerInnen konkrete Entwicklungsziele verwirklichen. Diesmal beschäftigen wir uns mit SDG 8 und zeigen, wie BioBalkan Wirtschaftswachstum durch menschenwürdige Arbeit fördert.
Bessere Arbeit, besseres Leben
Vranje, eine Kleinstadt im südlichsten Serbien, war zu Zeiten Jugoslawiens eine Hochburg der Möbel- und Schuhindustrie. Heute ist davon nur noch wenig übrig, Arbeitslosigkeit und Abwanderung sind hoch. Im Jahr 2015 eröffnete ein bekannter italienischer Schuh-Konzern eine Fabrik, um dort mehr als 1.200 Arbeitsplätze zu schaffen. Dafür bekam das Unternehmen vom serbischen Staat eine Subvention von 9.000 Euro pro Arbeitsplatz und weitere Mittel, insgesamt bis zu 14 Millionen Euro. Was danach geschah, blenden wir als SchuhkäuferInnen gerne aus: Die Arbeiterinnen – es waren überwiegend Frauen – mussten sich nicht nur Schreien und Beschimpfungen gefallen lassen. Teilweise mussten sie Windeln tragen, um ihre Arbeit nicht durch den Gang auf das WC unterbrechen zu müssen. Sie verdienten zwischen 255 bis maximal 330 Euro im Monat, mussten aber verbotene und unbezahlte Überstunden leisten. Häufig kam es wegen Erschöpfung zu Rettungseinsätzen, was der Konzern nie dementierte. Als nach fünf Jahren im Jahr 2021 die Subventionen ausliefen, liquidierte der Investor die Fabrik und entließ alle MitarbeiterInnen. Begründung: Die Schuhmode habe sich geändert und das Personal sei zu teuer geworden.
Es geht auch anders
Weniger als 100 Kilometer von Vranje entfernt, ebenfalls im Jahr 2015, ist ein gänzlich anderes Modell entstanden: Aus einer kleinen NGO, die sich der Arbeit für Frauen mit Behinderungen verschrieben hat, ist im Örtchen Lebane ein Sozialbetrieb erwachsen, der heute bis zu 35 Frauen beschäftigt. Einige der Arbeiterinnen bei Radanska Ruža haben Gebrechen oder Behinderungen, waren viele Jahre arbeitslos oder sind alleinerziehend. Die eine oder andere ältere Frau fand in der kleinen Manufaktur in Lebane überhaupt ihren ersten bezahlten Job und eröffnete dafür sogar ihr erstes Bankkonto. Auch bei Radanska Ruža ist die Arbeit nicht leicht und kaum besser bezahlt als in der Schuhfabrik – der Umgang im Betrieb jedoch ein völlig anderer. Gründerin Slobodanka sorgt dafür, dass auf die manchmal besonderen Bedürfnisse jeder Mitarbeiterin Rücksicht genommen wird. Beim gemeinsamen Kaffee jeden Morgen werden Sorgen und Freuden geteilt, ehe es, manchmal singend, an die Arbeit an den Herden oder im Feld geht.
Was wie ein schöngefärbtes Idyll klingt, wird bei Radanska Ruža tatsächlich gelebt und steht im Zeichen eines zentralen Anliegens von SDG 8, der Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen. Gelungen ist der Auf- und Ausbau des Sozialunternehmens, weil BioBalkan die Jahresproduktion vorfinanziert und ihre Abnahme garantiert. Wie bei allen unseren Partnern investieren wir laufend in Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebe und ihrer Arbeitsbedingungen. Dies natürlich auch mit dem Ziel, die Qualität der Erzeugung zu optimieren und zukünftiges Wachstum zu ermöglichen.
Auch bei Nelkoski Organik in Struga am Ohrid-See werden die Werte der Nachhaltigen Entwicklungsziele gelebt: So schreibt in Nordmazedonien das Gesetz die Auszahlung eines 13. Monatslohns vor. In der Praxis, vor allem in größeren Betrieben, müssen die MitarbeiterInnen oft das Geld in bar rückerstatten. Bei unserem Partner Boško gibt es das nicht, zumal es nicht leicht ist, MitarbeiterInnen zu finden, gerade für die Arbeit in den Haselnusshainen. Weil die meisten seiner sieben ArbeiterInnen im Nebenerwerb Landwirtschaften betreiben, gestaltet er die Arbeitszeiten so, dass sie sich auch um die eigenen Felder kümmern können.
Ein weiteres Anliegen von SDG 8 ist neben menschenwürdiger Arbeit die Formalisierung von Kleinbetrieben. Was auf den ersten Blick nicht besonders wichtig wirkt, hat tatsächlich große soziale und ökonomische Bedeutung: In der Produktion bzw. Vermarktung von Lebensmitteln am Balkan nämlich ist informelle Arbeit die Regel. Für die Menschen, zumeist Frauen, bedeutet das oft lebenslange Arbeit ohne soziale Absicherung wie Krankenversicherung oder eigene Pensionsansprüche. Indem sie ihre Unternehmen registrieren und Steuern sowie Sozialabgaben zahlen, haben verarbeitende Betriebe wie Nelkoski Organik oder Radanska Ruža eine Vorbildfunktion. Freilich, all das kostet Geld – und schlägt sich letztlich in den Preisen nieder, die unsere Produkte im Verkauf kosten.
Wirtschaftswachstum ohne Umweltzerstörung
Vorbildlich sind unsere Lieferanten schließlich auch in Bezug auf ein weiteres Unterziel von SDG 8, die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung: Als Pioniere für Bio-Landwirtschaft sorgen unsere Partner in Serbien, Nordmazedonien sowie Bosnien und Herzegowina für wirtschaftliche Entwicklung und Wertschöpfung, ohne dabei die natürliche Lebensgrundlage der Menschen zu zerstören.
SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
BioBalkan hat sich zum Ziel gesetzt, den Balkan nicht nur kulinarisch zu erschließen, sondern in der Region auch entwicklungspolitische Spuren zu hinterlassen. Damit sind auch einige der Sustainable Development Goals, die Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, angesprochen. In einer Serie dokumentieren wir, auf welche Weise wir gemeinsam mit unseren PartnerInnen konkrete Entwicklungsziele verwirklichen. Diesmal beschäftigen wir uns mit SDG 8 und zeigen, wie BioBalkan Wirtschaftswachstum durch menschenwürdige Arbeit fördert.
Bessere Arbeit, besseres Leben
Vranje, eine Kleinstadt im südlichsten Serbien, war zu Zeiten Jugoslawiens eine Hochburg der Möbel- und Schuhindustrie. Heute ist davon nur noch wenig übrig, Arbeitslosigkeit und Abwanderung sind hoch. Im Jahr 2015 eröffnete ein bekannter italienischer Schuh-Konzern eine Fabrik, um dort mehr als 1.200 Arbeitsplätze zu schaffen. Dafür bekam das Unternehmen vom serbischen Staat eine Subvention von 9.000 Euro pro Arbeitsplatz und weitere Mittel, insgesamt bis zu 14 Millionen Euro. Was danach geschah, blenden wir als SchuhkäuferInnen gerne aus: Die Arbeiterinnen – es waren überwiegend Frauen – mussten sich nicht nur Schreien und Beschimpfungen gefallen lassen. Teilweise mussten sie Windeln tragen, um ihre Arbeit nicht durch den Gang auf das WC unterbrechen zu müssen. Sie verdienten zwischen 255 bis maximal 330 Euro im Monat, mussten aber verbotene und unbezahlte Überstunden leisten. Häufig kam es wegen Erschöpfung zu Rettungseinsätzen, was der Konzern nie dementierte. Als nach fünf Jahren im Jahr 2021 die Subventionen ausliefen, liquidierte der Investor die Fabrik und entließ alle MitarbeiterInnen. Begründung: Die Schuhmode habe sich geändert und das Personal sei zu teuer geworden.
Es geht auch anders
Weniger als 100 Kilometer von Vranje entfernt, ebenfalls im Jahr 2015, ist ein gänzlich anderes Modell entstanden: Aus einer kleinen NGO, die sich der Arbeit für Frauen mit Behinderungen verschrieben hat, ist im Örtchen Lebane ein Sozialbetrieb erwachsen, der heute bis zu 35 Frauen beschäftigt. Einige der Arbeiterinnen bei Radanska Ruža haben Gebrechen oder Behinderungen, waren viele Jahre arbeitslos oder sind alleinerziehend. Die eine oder andere ältere Frau fand in der kleinen Manufaktur in Lebane überhaupt ihren ersten bezahlten Job und eröffnete dafür sogar ihr erstes Bankkonto. Auch bei Radanska Ruža ist die Arbeit nicht leicht und kaum besser bezahlt als in der Schuhfabrik – der Umgang im Betrieb jedoch ein völlig anderer. Gründerin Slobodanka sorgt dafür, dass auf die manchmal besonderen Bedürfnisse jeder Mitarbeiterin Rücksicht genommen wird. Beim gemeinsamen Kaffee jeden Morgen werden Sorgen und Freuden geteilt, ehe es, manchmal singend, an die Arbeit an den Herden oder im Feld geht.
Was wie ein schöngefärbtes Idyll klingt, wird bei Radanska Ruža tatsächlich gelebt und steht im Zeichen eines zentralen Anliegens von SDG 8, der Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen. Gelungen ist der Auf- und Ausbau des Sozialunternehmens, weil BioBalkan die Jahresproduktion vorfinanziert und ihre Abnahme garantiert. Wie bei allen unseren Partnern investieren wir laufend in Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebe und ihrer Arbeitsbedingungen. Dies natürlich auch mit dem Ziel, die Qualität der Erzeugung zu optimieren und zukünftiges Wachstum zu ermöglichen.
Auch bei Nelkoski Organik in Struga am Ohrid-See werden die Werte der Nachhaltigen Entwicklungsziele gelebt: So schreibt in Nordmazedonien das Gesetz die Auszahlung eines 13. Monatslohns vor. In der Praxis, vor allem in größeren Betrieben, müssen die MitarbeiterInnen oft das Geld in bar rückerstatten. Bei unserem Partner Boško gibt es das nicht, zumal es nicht leicht ist, MitarbeiterInnen zu finden, gerade für die Arbeit in den Haselnusshainen. Weil die meisten seiner sieben ArbeiterInnen im Nebenerwerb Landwirtschaften betreiben, gestaltet er die Arbeitszeiten so, dass sie sich auch um die eigenen Felder kümmern können.
Ein weiteres Anliegen von SDG 8 ist neben menschenwürdiger Arbeit die Formalisierung von Kleinbetrieben. Was auf den ersten Blick nicht besonders wichtig wirkt, hat tatsächlich große soziale und ökonomische Bedeutung: In der Produktion bzw. Vermarktung von Lebensmitteln am Balkan nämlich ist informelle Arbeit die Regel. Für die Menschen, zumeist Frauen, bedeutet das oft lebenslange Arbeit ohne soziale Absicherung wie Krankenversicherung oder eigene Pensionsansprüche. Indem sie ihre Unternehmen registrieren und Steuern sowie Sozialabgaben zahlen, haben verarbeitende Betriebe wie Nelkoski Organik oder Radanska Ruža eine Vorbildfunktion. Freilich, all das kostet Geld – und schlägt sich letztlich in den Preisen nieder, die unsere Produkte im Verkauf kosten.
Wirtschaftswachstum ohne Umweltzerstörung
Vorbildlich sind unsere Lieferanten schließlich auch in Bezug auf ein weiteres Unterziel von SDG 8, die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung: Als Pioniere für Bio-Landwirtschaft sorgen unsere Partner in Serbien, Nordmazedonien sowie Bosnien und Herzegowina für wirtschaftliche Entwicklung und Wertschöpfung, ohne dabei die natürliche Lebensgrundlage der Menschen zu zerstören.