Österreich bekommt bald eine neue Regierung. Viel ist von den Herausforderungen die Rede, die auf sie zukommen: Budget, schrumpfende Wirtschaft, Klima, Pensionen – um nur einige zu nennen. Eine andere, weniger beachtete Baustelle ist das Thema Lieferkettengesetz. In den Medien geht es in letzter Zeit zumeist darum, dass ein solches Gesetz, das Nachhaltigkeit fördern will, Unternehmen belasten und im internationalen Wettbewerb benachteiligen könnte. Dabei geht manchmal unter, dass es so ein Gesetz in Österreich noch gar nicht gibt.
Licht am Horizont für Nachhaltigkeit im globalen Handel? Foto: MAGNIFIER
Für eine faire und nachhaltige globale Wirtschaft
Worum geht es überhaupt? Im Juni 2024 hat die Europäische Union eine Richtlinie erlassen, jene über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, auch als Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) bekannt. Diese verpflichtet Unternehmen ab einer Größe von 1.000 MitarbeiterInnen, entlang ihrer globalen Lieferketten Verantwortung für ihre Aktivitäten auf Menschenrechte, Arbeitsrechte und die Umwelt zu übernehmen. Damit die neue Richtlinie jedoch überhaupt wirksam wird, müssen die Mitgliedsstaaten der EU sie bis Juli 2026 in entsprechende nationale Gesetze übertragen. Während dies in Österreich noch unerledigt ist, ist Deutschland schon weiter: Bereits seit 2023 gilt dort nämlich das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Unternehmen entsprechend in die Pflicht nimmt. Aber auch dieses Gesetz muss noch an die Richtlinie angepasst werden.
Umfassende unternehmerische Sorgfaltspflichten
Was kommt nun konkret auf Unternehmen zu? In Zukunft wird es ihre Aufgabe, Risiken für Menschenrechte und die Umwelt zu erkennen und Maßnahmen zu entwickeln, um negative Auswirkungen zu verhindern oder zu beheben. Diese Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern auch auf Tochterfirmen und Geschäftspartner – von Lieferanten bis zu Vertriebspartnern. Auch außerhalb der EU tätige Firmen mit Umsätzen von über 450 Millionen Euro in der EU sind an das Regelwerk gebunden. Die Unternehmen müssen außerdem kleine und mittlere Partnerbetriebe so unterstützen, dass auch diese ihrer Verantwortung gerecht werden können. Schließlich sind sie verpflichtet, für Beschwerden durch MitarbeiterInnen oder Gewerkschaften Meldesysteme und transparente Verfahren einzurichten. Verstöße gegen die Richtlinie müssen die Staaten mit empfindlichen Geldstrafen ahnden.
Kinderspiel statt Kinderarbeit. Foto: K. Zaturovska
Menschenrechte und Umwelt im Fokus
Mit der Richtlinie will die EU Menschenrechtsverletzungen wie Sklaverei, Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltzerstörung stoppen. Unternehmen müssen außerdem sicherstellen, dass ArbeiterInnen und Kleinbauern in ihren Lieferketten gerechte Löhne erhalten. Geschützt wird weiters das Recht der ArbeiterInnen, sich zu Gewerkschaften zusammenzuschließen oder in Streik zu treten. Besonderes Augenmerk gilt dem Klimawandel: Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, mit denen sie den Pariser Klimazielen nachkommen und Klimaneutralität erreichen.
Unsere Verantwortung, auch ohne Gesetz
Kleine Unternehmen wie BioBalkan sind nicht von der CSDDD betroffen. Dies entbindet uns natürlich nicht von unserer Verantwortung gegenüber unseren Lieferbetrieben in der Balkan-Region. Seit unserer Gründung setzen wir auf fairen Handel und Nachhaltigkeit – nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung. Beharrlich arbeiten wir seit 2017 an der Schaffung eines partnerschaftlichen Mikrokosmos, der uns eng mit Bauernfamilien und einer Handvoll hartnäckiger sozialer Entrepreneure am Balkan verbindet.
Unsere gelebte Verantwortung wird am Beispiel Haselnüsse greifbar: Rund 70% der weltweit angebauten Haselnüsse kommen von der türkischen Schwarzmeerküste – einer Region, in der es nicht nur Kinderarbeit geben soll, sondern auch Flüchtlinge aus Syrien unter unwürdigen Bedingungen Erntearbeit leisten. Angesichts der Richtlinie zu ist hoffen, dass die Konzerne, die aus Nüssen Süßigkeiten machen, in Zukunft ihre Lieferanten in die Pflicht nehmen. Unsere Haselnüsse von mazedonischen Kooperativen hingegen erfüllen bereits jetzt alle Ansprüchen an Nachhaltigkeit – mehr dazu lesen Sie hier.
Eine andere Facette sozialer Nachhaltigkeit rührt aus der Bio-Landwirtschaft: Weltweit gibt es jährlich Millionen Fälle von Vergiftungen durch chemisch-synthetische Pestizide in der Landwirtschaft. Bei uns im Bio-Landbau sind diese Mittel tabu, stattdessen setzen wir auf natürliche Pflanzenschutzmittel, Fruchtwechsel und biologische Schädlingsbekämpfung. Wir fördern dies gezielt und schaffen damit nicht nur menschen- und umweltfreundliche Produktionsbedingungen, sondern sichern auch die Existenz der Familien, die ihre Felder und Haine für uns bestellen.
FeldarbeiterInnen bei der verdienten Pause in Serbien … Foto: J. Pietsch
Noch viel zu tun
Ist unsere Lieferkette also durchgehend nachhaltig? Wohl kaum, denn auch wir haben noch offene Baustellen. Wir wollen den Transport und die Verpackung unserer Produkte nachhaltiger gestalten und unsere Partner beim Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützen – gerade hier haben wir einiges für die kommenden Jahre geplant. Unsere Herausforderung bleibt: Nachhaltigkeit braucht wirtschaftlichen Erfolg – und dafür ist entscheidend, möglichst viele KundInnen zu gewinnen, die den besonderen Wert unserer Produkte und der Arbeit dahinter zu schätzen wissen.
Nachhaltigkeit in der Lieferkette
Österreich bekommt bald eine neue Regierung. Viel ist von den Herausforderungen die Rede, die auf sie zukommen: Budget, schrumpfende Wirtschaft, Klima, Pensionen – um nur einige zu nennen. Eine andere, weniger beachtete Baustelle ist das Thema Lieferkettengesetz. In den Medien geht es in letzter Zeit zumeist darum, dass ein solches Gesetz, das Nachhaltigkeit fördern will, Unternehmen belasten und im internationalen Wettbewerb benachteiligen könnte. Dabei geht manchmal unter, dass es so ein Gesetz in Österreich noch gar nicht gibt.
Für eine faire und nachhaltige globale Wirtschaft
Worum geht es überhaupt? Im Juni 2024 hat die Europäische Union eine Richtlinie erlassen, jene über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, auch als Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) bekannt. Diese verpflichtet Unternehmen ab einer Größe von 1.000 MitarbeiterInnen, entlang ihrer globalen Lieferketten Verantwortung für ihre Aktivitäten auf Menschenrechte, Arbeitsrechte und die Umwelt zu übernehmen. Damit die neue Richtlinie jedoch überhaupt wirksam wird, müssen die Mitgliedsstaaten der EU sie bis Juli 2026 in entsprechende nationale Gesetze übertragen. Während dies in Österreich noch unerledigt ist, ist Deutschland schon weiter: Bereits seit 2023 gilt dort nämlich das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Unternehmen entsprechend in die Pflicht nimmt. Aber auch dieses Gesetz muss noch an die Richtlinie angepasst werden.
Umfassende unternehmerische Sorgfaltspflichten
Was kommt nun konkret auf Unternehmen zu? In Zukunft wird es ihre Aufgabe, Risiken für Menschenrechte und die Umwelt zu erkennen und Maßnahmen zu entwickeln, um negative Auswirkungen zu verhindern oder zu beheben. Diese Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern auch auf Tochterfirmen und Geschäftspartner – von Lieferanten bis zu Vertriebspartnern. Auch außerhalb der EU tätige Firmen mit Umsätzen von über 450 Millionen Euro in der EU sind an das Regelwerk gebunden. Die Unternehmen müssen außerdem kleine und mittlere Partnerbetriebe so unterstützen, dass auch diese ihrer Verantwortung gerecht werden können. Schließlich sind sie verpflichtet, für Beschwerden durch MitarbeiterInnen oder Gewerkschaften Meldesysteme und transparente Verfahren einzurichten. Verstöße gegen die Richtlinie müssen die Staaten mit empfindlichen Geldstrafen ahnden.
Menschenrechte und Umwelt im Fokus
Mit der Richtlinie will die EU Menschenrechtsverletzungen wie Sklaverei, Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltzerstörung stoppen. Unternehmen müssen außerdem sicherstellen, dass ArbeiterInnen und Kleinbauern in ihren Lieferketten gerechte Löhne erhalten. Geschützt wird weiters das Recht der ArbeiterInnen, sich zu Gewerkschaften zusammenzuschließen oder in Streik zu treten. Besonderes Augenmerk gilt dem Klimawandel: Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, mit denen sie den Pariser Klimazielen nachkommen und Klimaneutralität erreichen.
Unsere Verantwortung, auch ohne Gesetz
Kleine Unternehmen wie BioBalkan sind nicht von der CSDDD betroffen. Dies entbindet uns natürlich nicht von unserer Verantwortung gegenüber unseren Lieferbetrieben in der Balkan-Region. Seit unserer Gründung setzen wir auf fairen Handel und Nachhaltigkeit – nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung. Beharrlich arbeiten wir seit 2017 an der Schaffung eines partnerschaftlichen Mikrokosmos, der uns eng mit Bauernfamilien und einer Handvoll hartnäckiger sozialer Entrepreneure am Balkan verbindet.
Unsere gelebte Verantwortung wird am Beispiel Haselnüsse greifbar: Rund 70% der weltweit angebauten Haselnüsse kommen von der türkischen Schwarzmeerküste – einer Region, in der es nicht nur Kinderarbeit geben soll, sondern auch Flüchtlinge aus Syrien unter unwürdigen Bedingungen Erntearbeit leisten. Angesichts der Richtlinie zu ist hoffen, dass die Konzerne, die aus Nüssen Süßigkeiten machen, in Zukunft ihre Lieferanten in die Pflicht nehmen. Unsere Haselnüsse von mazedonischen Kooperativen hingegen erfüllen bereits jetzt alle Ansprüchen an Nachhaltigkeit – mehr dazu lesen Sie hier.
Eine andere Facette sozialer Nachhaltigkeit rührt aus der Bio-Landwirtschaft: Weltweit gibt es jährlich Millionen Fälle von Vergiftungen durch chemisch-synthetische Pestizide in der Landwirtschaft. Bei uns im Bio-Landbau sind diese Mittel tabu, stattdessen setzen wir auf natürliche Pflanzenschutzmittel, Fruchtwechsel und biologische Schädlingsbekämpfung. Wir fördern dies gezielt und schaffen damit nicht nur menschen- und umweltfreundliche Produktionsbedingungen, sondern sichern auch die Existenz der Familien, die ihre Felder und Haine für uns bestellen.
Noch viel zu tun
Ist unsere Lieferkette also durchgehend nachhaltig? Wohl kaum, denn auch wir haben noch offene Baustellen. Wir wollen den Transport und die Verpackung unserer Produkte nachhaltiger gestalten und unsere Partner beim Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützen – gerade hier haben wir einiges für die kommenden Jahre geplant. Unsere Herausforderung bleibt: Nachhaltigkeit braucht wirtschaftlichen Erfolg – und dafür ist entscheidend, möglichst viele KundInnen zu gewinnen, die den besonderen Wert unserer Produkte und der Arbeit dahinter zu schätzen wissen.