Zum ersten Mal auf Besuch am Dojransee, im Südosten Nordmazedoniens, waren wir im Oktober 2016. Der See liegt entlang der Grenze zwischen der ehemaligen jugoslawischen Republik und Griechenland und nicht einmal 80 Kilometer von Thessaloniki und dem Ägäischen Meer entfernt. Das Klima ist mediterran, mit hohen 3.200 Sonnenstunden im Jahr, und somit ideal für den Anbau von Kulturen, die es warm und sonnig mögen. Unser Besuch vor fast acht Jahren galt Dimče Baleski, der 2003 am Ufer des Dojransees eine Pflanzung von Mandeln und Kakis angelegt hatte. Damit hatte er im doppelten Sinn Pionierarbeit geleistet: Zum einen war er einer der ersten, der die alte Tradition des Anbaus von Mandeln in Mazedonien wiederbelebte – zum anderen waren seine Haine von Anfang an bio-zertifiziert.
Dem inzwischen leider verstorbenen Dimče war bewusst, dass erst seine Enkelkinder den vollen wirtschaftlichen Ertrag seiner Aufbauarbeit haben würden, erzählt sein Sohn Kristijan. Dieser führt nun gemeinsam mit Bruder Goran den elterlichen Betrieb und hält an der Vision seines Vaters fest. Solch langfristiges Denken, das sich auch durch Rückschläge nicht beirren lässt, ist eine nicht oft anzutreffende Qualität – gerade am Balkan, wo angesichts der wirtschaftlichen Misere die Aussicht auf vermeintlich schnelles Geld oft verlockender ist. Menschen und Initiativen wie Familie Baleski, Nelkoski Organik oder Radanska Ruža sind es, mit denen wir von BioBalkan zusammenarbeiten, um erstklassige Bio-Lebensmittel machen.
Bio-Pioniere in zweiter Generation
Das Engagement der Familie Baleski geht weit über ihre eigenen Pflanzungen hinaus: Im Jahr 2020 initiierten Dimčes Söhne die Gründung der Prva Organska Zadruga, der Ersten Bio-Genossenschaft Nordmazedoniens. Ihre zwölf Mitglieder kultivieren neben Mandeln der Sorten Ferragnes und Texas auch Kaki, Granatäpfel, Kirschen und Oliven – alles in Bio-Qalität und nach europäischem Standard. Die Kakis etwa werden getrocknet oder, durchaus innovativ, zu edlem Essig verarbeitet. Aus den Mandeln machen die Baleskis dunkle Muse in verschiedenen Geschmacksrichtungen – unter anderem auch unsere Mandel Krem.
Zuletzt waren wir im März 2024 bei Familie Baleski. Der Zeitpunkt war ideal, weil die Mandelbäume gerade in voller Blüte standen und betörend dufteten. Die Blüte selbst war jedoch einige Wochen verfrüht, erzählte Agroingenieur Goran Baleski, aber die klimatischen Veränderungen machten sich immer stärker bemerkbar. Die Gefahr dabei ist, dass später Frost, mit dem man rechnen muss, den zarten Mandelknospen den Garaus machen kann. Vor einigen Jahren haben die Baleskis ihre Mandeln in besonders kalten Nächten vor dem Abfrieren geschützt, indem sie die harten Mandelschalen vom Vorjahr unter den Bäumen angebrannt haben.
Nachhaltige Mandeln …
Mandeln sind nicht nur besonders nährstoffreich, sondern stehen aber leider auch im Ruf, besonders klimaschädlich zu sein, vor allem weil sie sehr viel Wasser brauchen. Das trifft auf das Gros der im Handel erhältlichen Mandeln wohl zu, zumal 80% der globalen Produktion im von Wassermangel geplagten Kalifornien stattfindet. Bei unseren nachhaltigen Mandeln aus Mazedonien entfällt schon einmal der enorme Transportweg, der auch bei den spanischen oder portugiesischen Alternativen nicht gerade kurz ist. Einen weiteren, entscheidenden Unterschied machen jedoch die Art und Intensität des Anbaus bei den Baleski-Brüdern:
Jeder Baum wird von Anfang an so beschnitten, dass er nur drei bis höchstens vier Hauptäste ausbildet. Zunächst bewirkt man damit, dass er seine Wurzeln tiefer schlägt und sich selbst besser mit Wasser versorgen kann. Weniger Äste, Blätter und Früchte reduzieren zudem den Wasserbedarf und erleichtern die spätere Ernte. Die geringere Dichte des Geästs sorgt für bessere Durchlüftung, sodass Schädlinge wie Pilze weniger Chance haben. Damit wiederum reduziert sich der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln, im Bio-Landbau ist dies Kupfer, auf ein Minimum. Die Mandel-Haine in Dojran und Valandovo haben den Vorteil, dass mit dem See bzw. reichen Grundwasservorräten genug Wasser für Bewässerung vorhanden ist. Die Methode der Wahl bei den Baleskis ist Tröpfchenbewässerung, die es erlaubt, den Einsatz von zusätzlichem Wasser zeitlich und örtlich genau zu regulieren.
Auch die Biodiversität kommt bei unseren Mandeln nicht zu kurz: Üblicherweise werden diese, so wie Haselnüsse, in riesigen Monokulturen produziert, die keinen Raum für Tier- und Pflanzenvielfalt lassen. Bei unseren mazedonischen Partnern hingegen gedeihen Mandeln und Haselnüsse in Pflanzungen von jeweils ein paar Hektar, inmitten von Brachland oder anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen. In Sachen Klimaschutz haben nachhaltige Mandeln aber auch einen Bonus: Als langlebige Baumkultur absorbieren und speichern Mandelbäume viel Kohlendioxid.
Dies alles führt jedoch dazu, dass der Hektarertrag bei unseren Partnern in Mazedonien nur 700 bis 1000 Kilogramm beträgt, viel weniger als die 2,5 bis 3 Tonnen, die mit agrarindustriellen Methoden erzielt werden. Es erklärt auch, warum unsere Bio-Mandeln nicht gerade günstig sind – nachhaltige Produkte haben eben ihren Preis, der den realen Aufwand ihrer Herstellung abbildet. Wir finden aber, dass man den Verzicht auf Quantität zugunsten von Qualität und Nachhaltigkeit auch absolut schmeckt. Die ungeschälten Bio-Mandeln der Familie Baleski und der Prva Organska Zadruga sind daher wohl erst Vorboten auf weitere ihrer Produkte, die in den kommenden Jahren unser Sortiment ergänzen werden.
Nachhaltige Mandeln aus Mazedonien
Zum ersten Mal auf Besuch am Dojransee, im Südosten Nordmazedoniens, waren wir im Oktober 2016. Der See liegt entlang der Grenze zwischen der ehemaligen jugoslawischen Republik und Griechenland und nicht einmal 80 Kilometer von Thessaloniki und dem Ägäischen Meer entfernt. Das Klima ist mediterran, mit hohen 3.200 Sonnenstunden im Jahr, und somit ideal für den Anbau von Kulturen, die es warm und sonnig mögen. Unser Besuch vor fast acht Jahren galt Dimče Baleski, der 2003 am Ufer des Dojransees eine Pflanzung von Mandeln und Kakis angelegt hatte. Damit hatte er im doppelten Sinn Pionierarbeit geleistet: Zum einen war er einer der ersten, der die alte Tradition des Anbaus von Mandeln in Mazedonien wiederbelebte – zum anderen waren seine Haine von Anfang an bio-zertifiziert.
Dem inzwischen leider verstorbenen Dimče war bewusst, dass erst seine Enkelkinder den vollen wirtschaftlichen Ertrag seiner Aufbauarbeit haben würden, erzählt sein Sohn Kristijan. Dieser führt nun gemeinsam mit Bruder Goran den elterlichen Betrieb und hält an der Vision seines Vaters fest. Solch langfristiges Denken, das sich auch durch Rückschläge nicht beirren lässt, ist eine nicht oft anzutreffende Qualität – gerade am Balkan, wo angesichts der wirtschaftlichen Misere die Aussicht auf vermeintlich schnelles Geld oft verlockender ist. Menschen und Initiativen wie Familie Baleski, Nelkoski Organik oder Radanska Ruža sind es, mit denen wir von BioBalkan zusammenarbeiten, um erstklassige Bio-Lebensmittel machen.
Bio-Pioniere in zweiter Generation
Das Engagement der Familie Baleski geht weit über ihre eigenen Pflanzungen hinaus: Im Jahr 2020 initiierten Dimčes Söhne die Gründung der Prva Organska Zadruga, der Ersten Bio-Genossenschaft Nordmazedoniens. Ihre zwölf Mitglieder kultivieren neben Mandeln der Sorten Ferragnes und Texas auch Kaki, Granatäpfel, Kirschen und Oliven – alles in Bio-Qalität und nach europäischem Standard. Die Kakis etwa werden getrocknet oder, durchaus innovativ, zu edlem Essig verarbeitet. Aus den Mandeln machen die Baleskis dunkle Muse in verschiedenen Geschmacksrichtungen – unter anderem auch unsere Mandel Krem.
Zuletzt waren wir im März 2024 bei Familie Baleski. Der Zeitpunkt war ideal, weil die Mandelbäume gerade in voller Blüte standen und betörend dufteten. Die Blüte selbst war jedoch einige Wochen verfrüht, erzählte Agroingenieur Goran Baleski, aber die klimatischen Veränderungen machten sich immer stärker bemerkbar. Die Gefahr dabei ist, dass später Frost, mit dem man rechnen muss, den zarten Mandelknospen den Garaus machen kann. Vor einigen Jahren haben die Baleskis ihre Mandeln in besonders kalten Nächten vor dem Abfrieren geschützt, indem sie die harten Mandelschalen vom Vorjahr unter den Bäumen angebrannt haben.
Nachhaltige Mandeln …
Mandeln sind nicht nur besonders nährstoffreich, sondern stehen aber leider auch im Ruf, besonders klimaschädlich zu sein, vor allem weil sie sehr viel Wasser brauchen. Das trifft auf das Gros der im Handel erhältlichen Mandeln wohl zu, zumal 80% der globalen Produktion im von Wassermangel geplagten Kalifornien stattfindet. Bei unseren nachhaltigen Mandeln aus Mazedonien entfällt schon einmal der enorme Transportweg, der auch bei den spanischen oder portugiesischen Alternativen nicht gerade kurz ist. Einen weiteren, entscheidenden Unterschied machen jedoch die Art und Intensität des Anbaus bei den Baleski-Brüdern:
Jeder Baum wird von Anfang an so beschnitten, dass er nur drei bis höchstens vier Hauptäste ausbildet. Zunächst bewirkt man damit, dass er seine Wurzeln tiefer schlägt und sich selbst besser mit Wasser versorgen kann. Weniger Äste, Blätter und Früchte reduzieren zudem den Wasserbedarf und erleichtern die spätere Ernte. Die geringere Dichte des Geästs sorgt für bessere Durchlüftung, sodass Schädlinge wie Pilze weniger Chance haben. Damit wiederum reduziert sich der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln, im Bio-Landbau ist dies Kupfer, auf ein Minimum. Die Mandel-Haine in Dojran und Valandovo haben den Vorteil, dass mit dem See bzw. reichen Grundwasservorräten genug Wasser für Bewässerung vorhanden ist. Die Methode der Wahl bei den Baleskis ist Tröpfchenbewässerung, die es erlaubt, den Einsatz von zusätzlichem Wasser zeitlich und örtlich genau zu regulieren.
Auch die Biodiversität kommt bei unseren Mandeln nicht zu kurz: Üblicherweise werden diese, so wie Haselnüsse, in riesigen Monokulturen produziert, die keinen Raum für Tier- und Pflanzenvielfalt lassen. Bei unseren mazedonischen Partnern hingegen gedeihen Mandeln und Haselnüsse in Pflanzungen von jeweils ein paar Hektar, inmitten von Brachland oder anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen. In Sachen Klimaschutz haben nachhaltige Mandeln aber auch einen Bonus: Als langlebige Baumkultur absorbieren und speichern Mandelbäume viel Kohlendioxid.
Dies alles führt jedoch dazu, dass der Hektarertrag bei unseren Partnern in Mazedonien nur 700 bis 1000 Kilogramm beträgt, viel weniger als die 2,5 bis 3 Tonnen, die mit agrarindustriellen Methoden erzielt werden. Es erklärt auch, warum unsere Bio-Mandeln nicht gerade günstig sind – nachhaltige Produkte haben eben ihren Preis, der den realen Aufwand ihrer Herstellung abbildet. Wir finden aber, dass man den Verzicht auf Quantität zugunsten von Qualität und Nachhaltigkeit auch absolut schmeckt. Die ungeschälten Bio-Mandeln der Familie Baleski und der Prva Organska Zadruga sind daher wohl erst Vorboten auf weitere ihrer Produkte, die in den kommenden Jahren unser Sortiment ergänzen werden.